Telemann, Dokumente, Texte, Materialien
Telemann und die französische Musik
Schon in seiner Jugendzeit fühlte sich Telemann zur französischen Musik hingezogen.Von Hildesheim aus, wo er seit 1697 am Andreanum lernte, besuchte er den Hof von Hannover. Hier lernte er französische Musik kennen. In Leipzig (1701-04) hatte er Kontakt zu Musikern der Dresdner Hofkapelle, von denen einige aus Frankreich stammten. In seiner Sorauer Anstellung (ab 1705) als Kapellmeister konnte er französische Musikalien, die der residierende Graf Erdmann von Promnitz von seiner Parisreise mitgebracht hatte, studieren. Darunter befanden sich Werke von Jean-Baptiste Lully und André Campra. Telemann komponierte unter ihrem Eindruck eine große Anzahl von Ouvertürensuiten und befaßte sich offenbar auch mit französischer Literatur. Dem Geist der Zeit entsprechend suchte er das Beste aus der Musik der Franzosen, Polen, Italiener und Deutschen, fügte es sinnvoll zusammen und prägte so einen wiederum ganz eigenständigen "Telemannischen" oder "vermischten Geschmack". In Eisenach (1708-12) richtete er die Kapelle nach französischem Vorbild ein. Hier arbeitete er mit dem einige Zeit zuvor aus Paris zurückgekehrten Virtuosen und Tanzmeister Pantaleon Hebenstreit zusammen. In Frankfurt am Main komponierte er einen ganzen Jahrgang von französisch beeinflußten Kirchenkantaten, den sogenannten "Französischen Jahrgang". Auch seine Konzerte sind in Form und Stil oft französisch beeinflußt. Dem Hamburger Musikschriftsteller Johann Mattheson gestand er 1717, er sei ein"grand Partisan de la Musique Françoise" ("ein grosser Liebhaber der Frantzösischen Music"). Die Reihe der Anhaltspunkte für Telemanns Interesse an französischer Musik, für seine Affinität zum französischen Stil ließe sich mühelos fortsetzen.
So war es nur eine logische Konsequenz, wenn der alternde, erfolgverwöhnte Komponist sich an den Ort wünschte, an dem diese Musik ihren Ursprung nahm: Paris. Und Erfolg schien ihm auch dort sicher. Hatte er doch bereits Nachricht, daß man in Paris seine Kammermusikwerke nachdruckte und daß sie von den bedeutendendsten Virtuosen am Hof und in der Stadt musiziert wurden. Und von diesen Virtuosen war er nun nach Paris eingeladen worden!